Rolf ist nach dem Fitnesstraining und Tanzkursen mit Bewegungsförderung für Amputierte glücklich: „In der Gruppe ist es viel besser als alleine.“

Rolf kommt in Bewegung

Es beginnt wie ein ganz normaler Arbeitstag für Rolf Aupperle. Doch am Ende des Tages ist nichts mehr, wie es vorher war. An diesem Tag im November 2011 platzt ein Aneurysma in der Leiste des sechzigjährigen Mannes. Sein Leben hängt einige Tage an einem seidenen Faden. Als Rolf nach fünf Tagen Koma wieder aufwacht, liegt er in der Mannheimer Klinik. Neben einer großen Operation im Bauch musste auch sein rechtes Bein amputiert werden.

Schon in der Rehaklinik erlebt Rolf, wie wenig die Physiotherapeuten und auch die Mediziner in einem solchen medizinischen Großbetrieb wissen, was nach einer Amputation nötig ist. Rolf schüttelt in der Erinnerung daran mit dem Kopf:

„Menschen mit Amputation werden vom Gesundheitssystem wie Stiefkinder behandelt.“ Es ist schwer, an sinnvolle und brauchbare Informationen zu kommen.

Er weiß, dass er noch einmal eine Fahrprüfung machen muss. Er braucht ein psychologisches Gutachten, welches attestieren muss, dass er, der von Beruf LKW-Fahrer war, wieder fahrtauglich ist. Aber schon die Frage, wo er das denn herbekommt, kann ihm weder sein Hausarzt noch das Sanitätshaus beantworten. Also geht Rolf Aupperle zu den“ Freunden und Helfern“, der Polizei. Dort verweist man ihn zum TÜV. Die Firma „Paravan“ kann ihm dann endlich einen Neuro-Psychologen nennen, der solche Gutachten erstellt.

An Rolf Seite ist in dieser schweren Zeit Charlotte, eine Freundin, die für ihn da ist und ihm hilft wann und wo sie kann.

Das Finden einer Selbsthilfegruppe in einer Heideberger Klinik ist der Wendepunkt in Rolf’s neuem Lebensabschnitt nach der Amputation. Die Gespräche und Tipps geben Zuversicht und Kraft. In dieser Selbsthilfegruppe lernt Rolf auch Diana Schütz kennen, die gerade dabei ist, bei Anpfiff ins Leben e.V. den Bereich „Bewegungsförderung für Amputierte“ aufzubauen.

Rolf geht zum Fitnesstraining. Als Tanz-Workshops angeboten werden nehmen Rolf und Charlotte daran teil. Rolf hat vor der Amputation nicht getanzt. Er wird zu einem begeisterten Tänzer. Rolf möchte wieder Ski fahren. Für die vergangene Skifreizeit hat er sich fest vorgenommen, die blaue Piste mit Krückenski zu schaffen. Rolf Aupperle schafft die blaue Piste und ist sich sicher, dass dabei auch sein regelmäßiges Training im Fitness-Studio geholfen hat. Er spürt die Ausdauer und die Kraft, die er dadurch hat. Für die Skisaison 2016/2017 hat er sich vorgenommen, mit Prothese Ski zu fahren.

Jetzt vertraut  Rolf Aupperle endlich auch seiner Prothese. Er hat bisher immer einen Stock benutzt, zur Sicherheit. Dass es auch Gehschulen für Menschen nach einer Amputation gibt, hat ihm weder in der Klinik noch in der Rehaklinik jemand gesagt. Durch den Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Workshops und anderen Veranstaltungen der „Bewegungsförderung für Amputierte“ weiß er das jetzt. Das angebotene Gehtraining im „Anpfiff ins Leben“-Pavillon in Hoffenheim nimmt er in Anspruch und gewinnt damit zusehends an Sicherheit.

Jetzt hat er sich sogar einer Laufgruppe angeschlossen. Sein Traum ist es, mit einer Lauffeder wieder rennen zu können. Die Voraussetzungen in Form von ausreichenden Trainingseinheiten in der Woche nimmt er da gerne in Kauf.