Mut wird belohnt – Laufen auf Carbonfedern

Erstellt von Stephanie Riechwald 25.07.2017

Alle Teilnehmer des "Lauftags mit Carbonfedern"

Aller Anfang ist schwer!

Gleichgewichts- und Kräftigungsübungen gehören auch beim Laufen mit dazu

Zunächst ist Geduld gefragt, an diesem Samstag, 22. Juli 2017, in der Sporthalle am Großen Wald in Hoffenheim. Bevor die Veranstaltung von der Bewegungsförderung für Amputierte von Anpfiff ins Leben e.V. hält, was der Name „Laufen mit Carbonfedern“ verspricht, müssen erst einmal die Federn an die Prothese angepasst werden. Die Orthopädietechniker sind gerüstet. Vor Ort sind adViva, Pohlig GmbH, die Technische Orthopädie Schlierbach und das Sanitätshaus Doppler aus Saarbrücken.

Gut vorbereitet sind die Läufer der Laufgruppe von Anpfiff Hoffenheim e.V. – für sie ist es eine gute Gelegenheit, zu zeigen, was sie schon können und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Seit wenigen Monaten trainieren sie einmal in der Woche, jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr. Selbstverständlich halten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch durch Kraft- und Ausdauertraining fit. Wie wichtig das ist erklärt auch Thomas Wedig, der ein Lauf-ABC anbietet. Ein kräftiger Oberkörper muss sein, darauf weist der Leistungssportler hin, und zeigt auch gerne seinen Waschbrettbauch. Er beginnt mit Übungen, die man zu Hause und ohne jedes Gerät durchführen kann, und die sehr anstrengend aussehen.

Während Thomas in der Hallenmitte Gleichgewichtsübungen und Schritttechniken zeigt, wird am Hallenrand an den Prothesen von Sabine Theurer-Berger, Hülya Durmaz und Susanne Michel noch geschraubt. Sie werden heute das erst Mal auf einer Carbonfeder stehen. Aller Anfang ist schwer, und noch wird Halt gebraucht. Doch am Ende laufen alle auf den Federn, lächelnd und mit glänzenden Augen. Hülya, die an beiden Beinen oberschenkelamputiert ist, möchte die Federn gar nicht mehr hergeben. Anton Gärtner ist der Jüngste Teilnehmer an diesem Tag. Der Zwölfjährige hat schon eine eigene Lauffeder, ist aber nicht ganz glücklich damit. Seine Mutter Andrea wird ihn zum nächsten Lauftraining bringen. Sie sagt: „Vielleicht stellt Anton zu hohe Ansprüche an sich und sieht dort, dass auch Erwachsene nicht alles gleich können.“ Und ein paar gute Tipps wird er dort auch erhalten. Jochen Wier, ein Teilnehmer der Laufgruppe von Anpfiff Hoffenheim e.V. stellt fest: „Die meisten überfordern sich beim ersten Laufen auf Federn.“ Ihm ist sein Muskelkater noch sehr gut in Erinnerung, den er nach einem Lauftag im Jahr 2014 in Walldorf hatte, der ebenfalls von Anpfiff ins Leben e.V. veranstaltet wurde.

Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer sind beeindruckt. Nicht zuletzt der Mann, der das „Anpfiff“-Mobil betreut, das an diesem Tag vor der Sporthalle steht. Gerhard Stephan trifft dort auf seinen ehemaligen Kollegen Rolf Aupperle. Er hat ihn nach dessen Amputation lange nicht gesehen und freut sich sehr darüber, wie gut es Rolf geht. Rolf ist mit 66 Jahren der Älteste Teilnehmer an diesem Tag. Eifrig macht Gerhard Fotos mit seinem Mobiltelefon und sagt: „Die zeige ich unseren ehemaligen Kollegen. Sie sollen sehen, wie sportlich Rolf unterwegs ist.“

Am Ende des Tages stellt Diana Schütz, Koordinatiorin der Bewegungsförderung für Amputierte, zufrieden fest: „Der Tag war ein voller Erfolg. Herr Doppler hat gefragt, ob wir das nicht einmal im Monat anbieten können.“ Er würde dafür mit seinen Kunden nach Hoffenheim kommen.
Ohne die Orthopädietechniker von adViva, Pohlig GmbH und der Technischen Orthopädie Schlierbach wäre diese Veranstaltung nicht möglich gewesen. Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr für dieses Engagement – und den Sitzvolleyballern von „Anpfiff Hoffenheim“ für die Versorgung mit Essen und Getränken.